Mittwoch, 20. Februar 2013

Eschenblatt 20. Februar 2013

 
 

Hallo, hier spricht Simcha!
 
 
Zwölf Hunde vor dem Schlitten. Es braucht Helfer, um sie festzuhalten vor dem Start, sie quietschen und heulen und hüpfen voller Vorfreude auf und ab. Endlich das „Go!“ – der Start – und 48 Hundepfoten stieben durch den Schnee. Anfeuernde Rufe direkt neben dem Trail, seltsame Geräusche, Musikfetzen, Bratwurstdüfte, ganz in der Nähe der Platz mit den wartenden oder bereits zurückgekehrten Kumpels, der Zieleinlauf neben der Startbahn – zwölf gleichmäßig und lautlos rennende Hunde beachten all das nicht... Doch, plötzlich, einer, ihm steigt ein Geruch in die Nase, und weil er der Leithund ist, zögern auch die anderen in ihrem Lauf. Ein leises Wort vom Musher, der Leithund erinnert sich seiner Aufgabe, und weiter geht’s...
 
Frauchen hatte leuchtende Augen, als sie mit Herrchen vom Schlittenhunderennen in Clausthal-Zellerfeld zurückkam. Aber nicht nur, weil sie herrliche Hunde in Aktion gesehen und mit so manchem davon Bekanntschaft gemacht hatte – also wie die roch, aufregend!! – sondern weil sie zu uns zurückkehren durfte mit dem Wissen: Am nächsten Morgen spannt sie uns an, und wir machen dasselbe für sie.
 
Zwölf Hunde vor dem Schlitten oder drei vor dem Wagen: Es gibt keine Zügel. Es gibt keine Peitsche – obwohl es uns sicherlich beeindrucken und von der verlockend den Weg kreuzenden Wildfährte abhalten könnte, wenn sie dicht neben uns vorwurfsvoll knallen würde. Es gibt keinen Zwang. Polarhunde kann mensch nicht unterwerfen. Wir arbeiten nur aus Leidenschaft. Freier Wille und Freude am Tun. Wir nehmen unseren Musher mit auf unsere Reise, erleben gern mit ihm oder ihr ein tolles Abenteuer, doch wir sind es, die alles in Bewegung halten. Und wie kriegt mensch seinen Leithund dazu, zuverlässig die gewünschte Richtung einzuschlagen? Mit Geduld. Mit Respekt. Mit klaren Anweisungen. Mit Lob, wenn’s klappt. Mit simplem Unterbrechen der Fahrt, wenn’s nicht klappt – eine gut funktionierende Bremse ist Erziehungshilfe und Lebensversicherung in einem. Mit Einfühlungsvermögen in den Hund, die Situation und das Umfeld. Mit Vertrauen.
 
Auf jeden Hund für sich einzugehen, auf partnerschaftlichen Umgang in sanfter Konsequenz zu setzen, ist das A und O für den erfolgreichen Musher und jeden sonst, welcher Hunde ausbilden will, den eigenen oder fremde. Nach schlechten Erfahrungen mit veralteten Trainingsmethoden in einer viel zu autoritären Hundeschule haben meine Menschen dieses Prinzip für sich selbst entwickelt und wenden es seit fast anderthalb Jahrzehnten erfolgreich an. Ich kenne ihren wohltuenden Führungsstil auch schon seit vier Jahren, aber Yossef hat den legendären Sharif, den ersten gemeinsamen Hund meiner Menschen, noch einige Jahre begleitet, und der hat ihm erzählt, wie er Herrchen und Frauchen half, ihre Philosophie im Umgang mit Hunden auszuformen. Meine Menschen beobachten seit Jahren belustigt, aber auch der Hunde wegen erleichtert, wie ihre einst als Spinnerei abgetanen Unterrichtsmethoden ebenso Mainstream werden wie ihre naturnahe Hundeernährung, die sie ebenfalls schon praktizierten, lange bevor BARF in aller Munde war. Viele neuere Erziehungsratgeber entlocken ihnen nur ein „Das haben wir doch schon immer gesagt!“, und durch die aktuellen Erkenntnisse der Forschung über Hundeverhalten, Gruppendynamik und Rudelbildung finden sie ihre eigenen Beobachtungen bestätigt. So geht es vielen Hundefreunden vor Ort, die ohne Aufhebens für sich längst Ähnliches erdacht haben.
 
Ich hoffe, daß es flächendeckend immer mehr werden, die sich diesem Zeitgeist anpassen, bis die alten Zöpfe von Unterordnung, Abrichtung und Drill endlich abgeschnitten sind. Wir Hunde werden’s danken...
 
Meine alleinige Tastenklopferin Frauchen und mich könnt ihr jede Woche auf meiner Spielwiese treffen. Ich lade euch also wieder herzlich ein zu
 

SIMCHAs SPIELWIESE jeden Donnerstag ab 15.30 Uhr

YANNIs ABENTEUERLAND jeden Samstag ab 15.00 Uhr
Weitere Angebote auf Anfrage, Kontakt: 0151/25833179
 
Mit Schleck und Wedel
Euer Simcha